Alles im grünen Bereich: Wie eine Station mit „New Work“ neues Personal gewonnen hat

Eine freizeit-und familienbewusste Station, auf der das Pflegeteam den Dienstplan selbst bestimmt, es einen ruhigen Arbeitsplatz mit gemütlichem Sitzpolster gibt und das Stimmungsbarometer meistens „grün“ zeigt? Auf der Komfortstation im Vivantes Klinikum Am Urban hat sich mit „New Work“-Instrumenten so einiges geändert, was die Zufriedenheit der Mitarbeitenden gesteigert hat. Als sich das selbstbestimmte Arbeiten herumsprach, konnte die Station auch neues Personal gewinnen.

Marija Kozina, Bereichspflegeleiterin Somatik am Vivantes Klinikum am Urban

Für die Mitarbeitenden wurde ein Arbeitsumfeld geschaffen, in dem sie selbstbestimmt arbeiten können. „Unsere Ziele waren erstens neue Pflegefachpersonen zu gewinnen, zweitens unser Stammpersonal zu binden und drittens gleichzeitig auch eine gute Versorgungsqualität für unsere Patientinnen und Patienten sicherzustellen", erklärt Marija Kozina, Bereichspflegeleiterin Somatik am Vivantes Klinikum Am Urban. "Wir wollten eigentlich alles und haben uns gefragt, wie es funktionieren kann, dass Wirtschaftlichkeit und Menschlichkeit keine Gegensätze sind. Daher haben wir 2021 entschieden, unsere bestehende interdisziplinäre Komfortstation zu einer familienorientierten und freizeitbewussten Station weiterzuentwickeln. Der neue Arbeitsort sollte attraktiver sein und sich von Wettbewerbern abheben.“

Mehr Freiraum fürs Privatleben schafft mehr Motivation im Beruf

So wie in vielen Branchen, wollen auch in der Pflege immer mehr Menschen arbeiten, um zu leben und nicht umgekehrt. Der Wunsch nach Freiraum und Flexibilität für das Privatleben hat einen großen Stellenwert. Das Team um Marija Kozina hat dafür die passenden Bedingungen auf der Station geschaffen. Auch wenn dies nicht von heute auf morgen ging. „Zuerst haben wir eine Projektgruppe gegründet: aus Mitarbeitenden des Pflegeteams, der Stationspflegeleitung und der Bereichspflegeleitung. Nach intensivem Austausch und Workshops haben wir drei große Themen herausgearbeitet: Arbeitsumfeld („Places“), Praxisanleitung und Dienstplangestaltung. Beim Dienstplan ging es vor allem um den Arbeitsbeginn und den Arbeitsrhythmus. Daraus haben wir Maßnahmen entwickelt und dann praktische New-Work-Instrumente implementiert.“

Mehr als „wie geht es uns heute“: Stimmungsbarometer und schönster Moment

Ein zentrales Instrument ist beispielsweise das Teamboard. An jedem Werktag trifft sich davor das Team für etwa dreiminütige Kurzbesprechungen mit wichtigen Informationen und Kennzahlen. Marija Kozina erläutert: „Auf dem Teamboard stehen wichtige Kennzahlen. Zum Beispiel ob die Anamnesebögen vollständig vorliegen oder ob Patient*innen zur Sturzprophylaxe aufgeklärt wurden. Das hilft uns auch, die Qualität der Patientenversorgung zu verbessern, denn alle sind dann auf dem gleichen Stand und können hier auch nachsehen. Und es gibt auch ein Stimmungsbarometer auf dem Teamboard. Jede und jeder wird quasi mitgenommen. Alles in allem gibt das ein gutes Gefühl und ein tolles Miteinander.“ Denn der Abschluss des Teamboards ist immer „der schönste Moment im Dienst“: Jede und jeder im Frühdienst kommuniziert ihren oder seinen persönlichen „schönsten Moment“, sodass die Pflegefachkräfte aus dem Frühdienst mit einem positiven Erlebnis nach Hause gehen und die Personen im Spätdienst damit starten.

Teamboard und Stimmungsbarometer

Auch ein Stationstresen wurde geschaffen. „Das ist ein zusätzlicher Arbeitsplatz, und der wird sehr gut angenommen", berichtet die Bereichspflegeleiterin von ihren Erfahrungen. Im hinteren Bereich der Station ist ein extra Arbeitsplatz mit Computern und einer gepolsterten Sitzbank eingerichtet worden, an dem sich die Pflegefachkräfte auch mal zurückziehen können. Am Stationstresen kann in ruhiger Atmosphäre der Pflegeprozess geplant und dokumentiert werden.

Ein wichtiges Thema für das Team waren die Dienstpläne. Dieser wird mittlerweile nicht mehr von der Stationsleitung, sondern vom Pflegeteam selbst geschrieben. Das funktioniert so: Im Vorfeld tragen alle vom Team im Wunschdienstplan ihre Dienste ein. Im nächsten Schritt wird unter bestimmten Vorgaben wie Besetzungsstärke, Arbeitstage und Schichtwechsel der Dienstplangemeinsam erstellt. Das Leitungsteam übernimmt bei der Erstellung des Dienstplans nur noch eine unterstützende und überprüfende Funktion.

Noch flexibler wird die Dienstplangestaltung, weil auch das klassische Drei-Schicht-System aufgelöst wurde: "Es gibt die Möglichkeit einer verkürzten Dienstzeit, etwa eines Sechs-Stunden-Dienstes. Auch ein flexibler Arbeitszeitbeginn ist möglich. Die Vorgabe ist, dass ab 6.30 Uhr morgens mindestens eine examinierte Pflegefachkraft anwesend sein muss – und das Team kann sich in der Regel recht schnell einigen. Das eher starre Drei-Schichten-System gehört nun der Vergangenheit an, und die Dienstplanung kann so die Lebensumstände und Bedürfnisse der einzelnen Mitarbeitenden viel besser berücksichtigen", so Marija Kozina. Sie ist überzeugt, dass dies ein Aufwand ist, der sich lohnt: „Klar, dazu gehört viel interne Abstimmung -aber das führte dann ja auch dazu, dass die Zufriedenheit stieg. Und das hat sich herumgesprochen. Dann haben wir auf einmal auch mehr Bewerbungen bekommen und konnten die Station besser besetzen.“

Die Fakten sprechen tatsächlich für sich: Das Stimmungsbarometer ist mittlerweile viel öfter im "grünen Bereich" als früher, die höhere Zufriedenheit äußern die Mitarbeitenden auch in den Jahresgesprächen, der Personalzuwachs ist spürbar. Seit Dezember 2021 kann auf den Einsatz von Leasingkräften verzichtet werden.

Durch die New Work-Maßnahmen konnten auch die Patient*innen profitieren. Viele positive Rückmeldungen seien das Resultat – und bisher keine Beschwerden, sagt Marija Kozina. Die mit ihrem Team noch mehr plant: „Wir diskutieren gerade, was wir künftig ändern wollen. Ein Vorhaben: Um Auszubildende für die Station zugewinnen, sollen künftig – mit Zustimmung der Auszubildenden – individuelle Profile erstellt und am Teamboard ausgehangen werden. Darauf wird die oder der Auszubildende mit dem jeweiligen Ausbildungsstand und dem Interesse an fachspezifischen Themen vorgestellt. So können unsere Azubis hoffentlich schneller und besser integriert werden.“

Ansprechpartnerin:

Marija Kozina, Tel.: 030/130220221, Mail: marija.kozina@vivantes.de

Artikel- und Bildrechte: Vivantes - Netzwerk für Gesundheit GmbH, Aroser Allee 72-76, 13407 Berlin

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