Ein Fallbeispiel aus dem Alexianer St. Joseph-Krankenhaus
Neun Monate war der Gesundheits- und Krankenpfleger Jörg Dommershausen für ein Leasingunternehmen tätig, bevor er im August 2020 im Alexianer St. Joseph-Krankenhaus Berlin-Weißensee in die Festanstellung zurückkehrte. Warum er sich zu diesem Schritt entschlossen hat und wo die Vor- und Nachteile beider Beschäftigungsmodelle liegen, hat der 51-Jährige #PflegeJetztBerlin berichtet.
Wie kam es, dass Sie sich entschieden haben, von der Festanstellung in eine Zeitarbeitsfirma zu wechseln?
In erster Linie wollte ich in meinen Diensten flexibler sein beziehungsweise diese frei wählen können. Dies ist in einer Klinik verständlicherweise in diesem Maße nicht umsetzbar. Zudem ist das höhere Gehalt natürlich sehr attraktiv. Durch die hohe Arbeitsbelastung bei meinem früheren Arbeitgeber, die mich stellenweise an meine Belastungsgrenze gebracht hat, habe ich mich letztlich für den Schritt in die Zeitarbeit entschieden.
Wie empfanden Sie die Arbeit in der Pflege als Zeitarbeitskraft? Inwieweit entsprach diese Anstellungsform Ihren Vorstellungen und Zielen?
Ambivalent trifft es sehr gut. Ein Plus war die zu einhundert Prozent freie Zeiteinteilung. Dies hatte ich mir gewünscht. Auch die Gehaltssteigerung war ausgesprochen attraktiv. Gleichzeitig gab es Aspekte, die negativ waren: Ich wurde an vielen wechselnden Orten eingesetzt mit weiten Anfahrtswegen von zum Teil anderthalb Stunden. Als Einzelkämpfer musste ich mich immer wieder auf neue Fachrichtungen einstellen. In der Neurochirurgie war dies beispielsweise höchst anspruchsvoll.
Welche Beweggründe führten dazu, dass Sie wieder zurück in die Festanstellung gewechselt sind? Was hat Ihnen gefehlt?
Durch Covid hat sich eine unsichere Situation ergeben. Das Leasingunternehmen vermittelte mir wenig Einsätze. Sogar Kurzarbeit stand im Raum. Im Verlauf der Pandemie stand das Unternehmen immer mehr unter Druck und ist letztendlich insolvent gegangen.
Durch einen dreimonatigen Einsatz auf Station 6 St. Hedwig, einer spezialisierten gerontopsychiatrischen Station mit den Behandlungsschwerpunkten Depression im Alter, Demenzdiagnostik und -behandlung des Alexianer St. Joseph-Krankenhauses Berlin-Weißensee, habe ich die gerontopsychiatrische Arbeit kennengelernt, die ich schätze. Zudem fand ich klare Strukturen vor und verlässliche Ansprechpartnerinnen und -partner. Über den Einsatz kannte ich auch die Kolleginnen und Kollegen. Das gute, partnerschaftliche Miteinander im Team und die familiäre Atmosphäre machen das Fachkrankenhaus, das für mich in Wohnortnähe liegt, aus.
Welche Anstrengungen unternimmt Ihr jetziger Arbeitgeber, um attraktive Angebote für die Festanstellung für Pflegekräfte zu schaffen? Was spricht/sprach Sie besonders an?
Sehr attraktiv ist die sogenannte Einspringprämie. Wenn ein Pflegender kurzfristig einen Dienst übernimmt, wird dies zusätzlich vergütet. Unser Haus bietet auch Corporate Benefits. Wünsche im Hinblick auf die Dienstplangestaltung können geäußert werden. Diese werden nach Möglichkeit auch berücksichtigt. Allerdings sollte dies zwei Monate im Voraus geschehen. Im Leasing konnte ich meinen Dienstplan bis zwei Wochen vorher komplett verändern. Positiv ist das breitgefächerte Weiterbildungsangebot des Instituts für Fort- und Weiterbildung der Alexianer.
Was braucht es aus Ihrer Sicht generell, um lange und mit Freude in Ihrem Beruf arbeiten zu können?
Wichtig ist die zeitgemäße Gestaltung der Arbeit mit verschiedenen Arbeitszeitmodellen sowie eine vernünftige, konkurrenzfähige Vergütung. Eine hohe Dynamik, Weiterbildungsmöglichkeiten und Karrierechancen sowie interessante Herausforderungen braucht es aus meiner Sicht ebenfalls.
Ansprechperson:
Jacob Helbeck, Psychiatrische Pflege B.A., Stabsstelle Pflegeentwicklung Pflegedirektion
Mail: j.helbeck@alexianer.de, Tel.: 030/92790 816
Artikel- und Bildrechte:
Alexianer St. Joseph-Krankenhaus Berlin-Weißensee GmbH, Gartenstraße 1, 13088 Berlin
