Mit zunehmender Komplexität der Erkrankungen von stationär zu versorgenden Patienten/-innen steigen auch die Anforderungen an die tägliche pflegerische Versorgung. Pflegefachpersonen sollen dabei im Rahmen der durchzuführenden Tätigkeit nach aktuellen Standards evidenzbasiert handeln. Um diese praktischen Leistungen auf einem hohen qualitativen Niveau ausführen zu können, bedarf es einer fortlaufenden Prüfung der wissenschaftlichen Belege auf ihre Aktualität, parallel dazu muss die Umsetzung im praktischen Setting vorangebracht und nachhaltig begleitet werden. Im Kontext der Akademisierung werden Fertigkeiten und Kompetenzen benötigt, um wissenschaftliche Erkenntnisse eigenständig zu erarbeiten und diese in einem geeigneten Format weitervermitteln zu können. Akademisierte Pflegefachpersonen bilden hierbei die Schnittstelle zwischen der theoretischen Struktur- und Prozessplanung und einer zielführenden praktischen Umsetzung, Etablierung und Begleitung von Veränderungen im patientennahen Setting.
Beispielhafte Verknüpfung von Theorie und Praxis im St. Joseph Krankenhaus
Im März 2023 wurde im St. Joseph Krankenhaus Berlin-Tempelhof ein weiterer Schritt der einführend beschriebenen Verknüpfung von wissenschaftlicher Theorie und beruflicher pflegerischer Praxis unternommen: Die Klinik für Kinder- und Jugendmedizin am Standort umfasst die Akutversorgung auf der Kinderintensivstation mit integrierter Neonatologie für Früh- und Neugeborene sowie die stationäre Versorgung auf den pädiatrischen Allgemeinpflegestationen.
In Vorbereitung auf die Erstellung des Projektantrags wurden im Bereich der Pädiatrie die täglichen Abläufe auf der Station durch die projektverantwortliche akademisierte Pflegefachperson anhand einer systematischen Prozessanalyse beobachtet und dokumentiert. Ziel des daran anknüpfenden Projektes ist es, die derzeit bestehenden Verbesserungspotentiale im Stationsablauf berufsgruppenübergreifend anhand der Erstellung eines strukturierten Wochenplanes aufeinander abzustimmen. Aktuell zum Teil unklare Zuständigkeiten an den Schnittstellen mit der pädiatrisch-neonatologischen Intensivstation, der tagesklinischen Versorgung und der zentralen Notaufnahme sowie den Ambulanzen sollen im Rahmen des Projektes identifiziert und optimiert werden.
Die Projektleitung beschreibt Ihre Motivation wie folgt: „Eine Akademisierung der Pflege hat viele Vorteile, einige konnten bereits wissenschaftlich belegt werden. So zeigt beispielsweise die Studie von Aiken et al. (2014), dass es einen Zusammenhang zwischen dem Einsatz von Absolventen/-innen in der stationären Versorgung und dem Absinken der Mortalitätsrate der untersuchten Patientinnen/-innen gibt. An den richtigen Stellen nachhaltig eingesetzt, können akademisierte Pflegefachpersonen dafür sorgen, dass die aktuelle Expertise aus der Pflegewissenschaft Einzug in die tägliche pflegerische Praxis erhält um das evidenzbasierte Handeln unterstützend zu steigern. Langfristig soll neben der Organisation des Aufnahme- und Entlassmanagements die schnittstellenübergreifende Zusammenarbeit optimiert und demzufolge auch die Zufriedenheit der Mitarbeitenden gesteigert werden. Ich hoffe, dass ich mit dem dargestellten Projekt im St. Joseph Krankenhaus Berlin-Tempelhof Positives bewirken und die Akademisierung der Pflege nachweislich zum Wohle der Patienten/-innen und der Mitarbeitenden voranbringen kann.“
Literatur:
Aiken, L. H. et al. (2014). Nurse staffing and education and hospital mortality in nine European countries: A retrospective observational study. The Lancet, 383 (9931), 1824–1830. https://doi.org/10.1016/S0140-6736(13)62631-8
Autorinnen:
Janet Klabisch, B. Sc. Health Care Studies, Projektleitung
Anne Rose, Pflegerische Abteilungsleitung, anne.rose@sjk.de, 030 / 7882 4370
Artikel- und Bildrechte:
St. Joseph Krankenhaus Berlin-Tempelhof
Wüsthoffstr. 15, 12101 Berlin