Nach dem Examen zum Gesundheits- und Krankenpfleger im Jahr 2019 schloss ich 2020 mein Bachelorstudium* ab. Bereits während des Bachelorstudiums wurde mir klar, dass ich meinen akademischen Werdegang mit einem Masterstudium fortsetzten würde. Diese Erkenntnis resultierte neben den interessanten und anspruchsvollen Inhalten meines Bachelorstudiums auch daraus, dass ich erkannte, welches Potential Pflege als Profession, in ihren unterschiedlichsten Ausführungen hat. Dieses Potential wurde und wird leider nicht vollständig ausgenutzt, geschweige denn entsprechend anerkannt, sei es monetär oder in einer angemessenen gesellschaftlichen Anerkennung. Um dies zu ermöglichen, benötigt es neben einer ausreichenden Anzahl an gut ausgebildeten Pflegekräften auch Personen, die sich in einem akademischen Kontext mit der Optimierung der Patienten/-innenversorgung und der Weiterentwicklung von Pflege als Profession auseinandersetzten.
* Bei dem Studium handelt es sich um ein duales Studium, aufgeteilt auf ein Jahr Regelausbildung, dann Einstieg ins Studium. Nach dem 4. Semester wird das Krankenpflege Examen abgenommen und ein Jahr später die Bachelorarbeit.
Professionalisierung der Pflege durch pflegewissenschaftlichen Theorie-Praxis-Transfer
Nach meinem Bachelorstudium und dem ersten Sammeln an Erfahrungen als Pflegekraft auf einer Intensivstation, erhielt ich dank großer Unterstützung von Seiten meiner Vorgesetzten und meines Teams die Möglichkeit ein Praxisentwicklungsprojekt zum Thema Delirmanagement durchzuführen. Das Thema des Delirs ist wegen seiner negativen Konsequenzen für Patienten/-innen und Versorgungsträger und der hohen Inzidenz auf Intensivstationen von hoher Relevanz und in Kliniken weltweit ein allgegenwärtiges Problem. Da es sich zuerst jedoch um ein subjektives Gefühl handelte, dass es für die entsprechende Station ein relevantes Thema ist, war es notwendig als erstes eine Problemanalyse durchzuführen. Hierfür führte ich in der ersten Phase des Projektes neben einer statistischen Daten Erhebung, Interviews mit Pflegekräften und eine Wissenserhebung durch. In über 2.000 ausgewerteten Schichten, vier durchgeführten Interviews und der Wissenserhebung bei 25 Pflegekräften stellte sich heraus, dass das Thema des Delirmanagement nicht nur von großer Relevanz auf der Station ist, sondern auch durchaus Potential zur Verbesserung bietet. Diese Betrachtung der Ausgangslage diente als Grundlage zur Konzipierung und Durchführung einer zweiten Projektphase. Ziel der zweiten Projektphase war und ist es, Umgebungsbedingungen zu verbessern, das interdisziplinäre Team fachlich zu stärken, zu sensibilisieren und die Patienten/-innenversorgung zu optimieren. Hierzu wurden und werden u. a. Fortbildungen und Bedside-Schulungen für Pflegekräfte, aber auch für therapeutisch-/medizinisches Personal durchgeführt. Es wurde eine interdisziplinäre Arbeitsgruppe zum Thema Delirmanagement gegründet und es werden Umgebungsbedingungen, wie bspw. die Sichtbarkeit von Uhren für Patienten/-innen optimiert und Materialien zur Delirprävention und -behandlung in Form eines „Delir- Wagens“ zur Verfügung gestellt. Darüber hinaus wird eine ABC-Visite konzipiert und implementiert, in der, durch eine akademisierte Pflegekraft, die biopsychosozialen Eigenschaften und Bedürfnisse der Patienten/-innen auf Intensivstationen erfasst und in der klinischen Versorgung mit einbezogen werden sollen. Dabei geht es im Sinne des ABCDEF-Bündels (SCCM) unter anderem um Schmerzen, Beatmung und Sedierung, die Auswahl von Medikamenten, Mobilisation, Delirmanagement und den Einbezug von Angehörigen in die klinische Versorgung. Neben der Tätigkeit als dezentraler Praxisentwickler an der Charité bin ich Teil eines Delir-Support Tams, bestehend aus akademisierten Pflegekräften, dessen Ziel die Befähigung von Pflegepersonal zum Thema Delirmanagement ist.
Auf dem Weg zum Masterabschluss – und danach?
Außerdem befinde ich mich in den Endzügen meines Masterstudiums mit dem Schwerpunkt Pflegewissenschaft/ANP. Nach Beendigung meines Masterstudiums ist es mein Ziel, eine APN-Stelle als NP/CNS für Intensivpflege zu konzipieren/antreten zu können und ggf. eine Promotion anzustreben. Ich blicke mit Zuversicht in meine, aber auch in die Zukunft nachfolgender akademisierter Pflegekräfte und bin mir sicher, dass sich, wenn auch nicht morgen, in Zukunft vielfältige Einsatzgebiete auftun werden und wir hoffentlich bald nicht mehr aus dem Versorgungssystem wegzudenken sind.
Ansprechpartner:
Jan Kottner, Direktor des Institut für klinische Pflegewissenschaft der Charité
Informationen zum Bachelorstudiengang an der Charité hier
Autoren- und Bildrechte:
Nick Schmidt, Nick-Markus.Schmid@charite.de