Guten Tag Frau Kraus, im #PflegeJetztBerlin Dezember-Newsletter zum Thema „Wertschätzung in der Pflege“ stellten Sie uns das Projekt "Kompetenzkommunikation und Wertschätzung in der Pflege (KoWeP)" vor. Dies ist gleichzeitig Ihr Forschungsthema, in dem Sie promovieren. Sie sind exam. Krankenschwester und aktuell wissenschaftliche Mitarbeiterin sowie Lehrbeauftragte in den Bachelorstudiengängen BPG (Berufspädagogik für Pflege-und Gesundheitsberufe (B.A.)) und MPG (Management Pflege und Gesundheit (B.A.)) an der Frankfurt University of Applied Science und promovieren in der Pflegewissenschaft. In Deutschland gibt es sehr wenige aus Ihrer Berufsgruppe, die diesen Werdegang einschlagen und in diesem Feld promovieren und einen Doktorgrad erlangen. Umso spannender finden wir es, Ihnen dazu ein paar Fragen zu stellen:
Katja Kraus (KK): "Schon im Bachelor-Studiengang wurde mein Interesse für qualitative Sozialforschung geweckt und ich hatte die Möglichkeit mit einer wissenschaftlichen Hilfskraftstelle in einem Projekt im Hessischen Institut für Pflegeforschung (HessIP) mitzuwirken. Die Arbeit im Institut hat meinen Werdegang maßgeblich geprägt. Es folgten weitere Projekte, in denen ich im anschließenden Master-Studium, als wissenschaftliche Mitarbeiterin gearbeitet habe. Die Promotion war immer ein großes Ziel, aber innerhalb einer Projektarbeit ist es schwer dies umzusetzen, zudem habe ich immer in der Praxis im Krankenhaus gearbeitet, zu Beginn des Studiums in einer psychiatrischen Tagesklinik und später nach Abschluss des Bachelors und Masters im Betrieblichen Gesundheitsmanagement. Daher war die Ausschreibung für eine Praxis-Promotion im Projekt PROFfm, eine großartige Chance die Promotion zu verwirklichen. Die Praxis-Promotion bietet die Möglichkeit, zu je 50 Prozent an der Hochschule zu promovieren und bei einem Praxispartner zu arbeiten und wird vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) für drei Jahr gefördert."
KK: "Mein Promotionsvorhaben beschäftigt sich mit dem Konzept der Kompetenzkommunikation von Pflegefachkräften. Das Konzept geht von der Annahme aus, dass die Art und Weise, wie Pflegefachkräfte über ihren Beruf sprechen eine Wechselwirkung auf Berufsstolz und gesellschaftliche Wertschätzung haben. Mich interessieren dabei, die hinter dem Konzept der Kompetenzkommunikation liegenden Vorgänge und Zusammenhänge, zu erforschen und herauszufinden, wie Kernkonzepte pflegerischen Handelns in unterschiedlichen Zusammenhängen versprachlicht und dargestellt werden können. Dabei möchte ich der Forschungsfrage nachgehen, welche intra- und interindividuellen Faktoren, die sprachliche Artikulation von Pflegefachkräften leiten und wie diese einer bewussten Modulierung zugänglich gemacht werden können und inwieweit ein bewusst patientenzentriertes Kommunikationsniveau, also ein überwiegender Gebrauch von Umgangssprache sukzessive zu einer Deprofessionalisierung beiträgt.
Ein großer Vorteil der Tandempromotion ist die Nähe zur Praxis, mein Praxispartner ist das Varisano- Klinikum Frankfurt Höchst, dort wird auch ein Teil meiner Datenerhebung stattfinden. Zu meiner großen Freude bin ich in Gesprächen mit Pflegefachkräften bezüglich meines Themas bereits auf Interesse gestoßen. Durch meine Tätigkeit in den Projekten habe ich viele Kontakte und hoffe, auch dort Unterstützer zu gewinnen."
KK: "Zunächst wird ein Exposé verfasst. Es ist eine wichtige Vorarbeit, weil über die Relevanz des Themas hinaus, die Methode der Datenerhebung, Datenauswertung und der Zeitplan dargelegt werden. Im Grunde gleicht das Exposé einer Dissertation einem wissenschaftlichen Projektplan."
KK: "Da bin ich sicher keine Expertin, um die Frage korrekt zu beantworten. Das Promotionsthema muss professoral von einer Universität oder einer Fachhochschule, die ein Promotionszentrum nachweisen kann, betreut werden. In meinem Fall werde ich von Prof. Dr. Klaus Müller von der Frankfurt uas betreut und wir sind noch auf der Suche nach einer Erstbetreuung, da die Hochschule in Frankfurt im Fachbereich Gesundheit kein Promotionszentrum hat."
KK: "Die Voraussetzungen sind i. d. R. ein Masterabschluss und je nach Promotionsordnung der jeweiligen Universität sind die entsprechenden Vorgaben zu erbringen."
KK: "Ich würde empfehlen, die Informationsveranstaltungen, die rund um die Promotion an den Hochschulen und Universitäten angeboten werden, zu besuchen. Da werden Wege aufgezeigt, z. B. zu Stipendien. Es besteht auch die Möglichkeit, eine Promotion durch eine Tätigkeit als wissenschaftliche/r Mitarbeiter/-in zu finanzieren. Da lohnt es sich, nach Stellenausschreibungen zu schauen. Ganz wichtig ist aber, dass man sich für das Thema wirklich begeistern kann und man Spaß am wissenschaftlichen Arbeiten hat."
KK: "Ein großes Hemmnis ist die Finanzierung der Promotion, da viele Studiengänge im Bereich Gesundheit berufsbegleitend angeboten werden und die Absolventen/-innen i. d. R. für ihren Lebensunterhalt während und nach dem Abschluss arbeiten. Daher ist das Projekt PROFfm eine große Chance, nicht nur Theorie und Praxis zu verzahnen, sondern auch mit einer finanziellen Sicherheit den Weg der Promotion zu gehen."
KK: "Das Projekt PROFfm zielt auf den professoralen Nachwuchs an den Hochschulen ab und fördert die Schnittstelle von Wissenschaft und Praxis. Das finde ich sehr reizvoll, gerade im Hinblick auf den Pflegeberuf, da in der Praxis oftmals nicht bekannt ist, dass man in der Pflegewissenschaft promovieren kann. Ich sehe darin einen wichtigen Schritt hin zur Akademisierung und Professionalisierung der Pflege."
KK: "Im internationalen Vergleich ist die akademisch ausgebildete Pflege mit erweiterten Kompetenzen in Deutschland sehr gering. Ein Zuwachs der hochschulischen Qualifizierung stärkt in meinen Augen die Rolle von Pflegefachkräften, um an der Entwicklungen von Lösungen mitzuwirken. Es ist mir ein Anliegen, mit meiner Arbeit zur Professionalisierung des Berufes insgesamt einen Beitrag zu leisten, damit meine ich ebenso die fachschulisch ausgebildeten Pflegefachkräfte. Ziele sind, Handlungsempfehlungen für die Praxis zu entwickeln und Theorienbildung in die Akademisierung der Pflege an den Hochschulen einfließen zu lassen, die multiplikatorisch in den Bachelor- und Masterstudiengängen der Berufspädagogik für Gesundheitsberufe wirken."
Wir danken Ihnen sehr für diese Einblicke und wünschen Ihnen von Herzen viel Erfolg und gutes Gelingen für Ihre Promotion!
Das Interview führte:
Juliane Ghadjar, Kampagnenkoordinatorin #PflegeJetztBerlin
Ansprechpartnerin:
Katja Kraus, katja.kraus@fb4.fra-uas.de
PROFfm-Praxis-Promovendin, Lehrbeauftragte in den Bachelorstudiengängen: BPG, MPG, APW
Frankfurt University of Applied Sciences, Fachbereich 4: Soziale Arbeit und Gesundheit – Health and Social Work
Nibelungenplatz 1 - D-60318 Frankfurt am Main