Arbeitszufriedenheit von Pflegerinnen und Pflegern hängt von Führungskräften ab – BARMER bietet Workshops an
Berliner Pflegekräfte sind mit ihrer Arbeit deutlich zufriedener als ihre Kolleginnen und Kollegen in anderen Bundesländern. Nach den Belastungen während der Corona-Pandemie ist das subjektive gesundheitliche Wohlbefinden der meisten Pflegekräfte außerdem wieder gestiegen. Dies geht aus einer repräsentativen Umfrage hervor, die die BARMER gemeinsam mit dem Institut für Betriebliche Gesundheitsberatung (IFBG) durchgeführt hat. Aber es gibt auch Schattenseiten: Knapp ein Drittel der jungen Pflegekräfte in Deutschland hat im vergangenen Jahr darüber nachgedacht, den Beruf aufzugeben. Die Gründe: hohe Belastungen, Druck und ökonomische Zwänge (vgl.: https://www.barmer.de/presse/presseinformationen/pressearchiv/barmer-studie-viele-junge-pflegekraefte-erwaegen-berufsaufgabe-1252888). Hier besteht Handlungsbedarf.
Gute Führungskultur in der Berliner Pflege
Zum zweiten Mal haben BARMER und IFBG die Pflegestudie Ressourcen- und Belastungsanalyse bei Pflegekräften vorgelegt. Hierfür wurden bundesweit mehr als 1.000 Pflegekräfte befragt und zusätzlich qualitative Interviews mit jungen Pflegekräften und Führungskräften geführt. Das Ergebnis: In keinem anderen Bundesland ist die Arbeitszufriedenheit von Pflegerinnen und Pflegern so hoch wie in Berlin. 67 Prozent der Berliner Pflegekräfte geben an, mit ihrer Arbeit insgesamt zufrieden bis sehr zufrieden zu sein. Im Bundesdurchschnitt sind es 51,6 Prozent. 77,2 Prozent der Berliner Pflegekräfte schätzen ihren Gesundheitszustand als gut bis sehr gut ein (64 Prozent im Bundesdurchschnitt). Woran liegt es, dass Berlin so gut abschneidet? Gabriela Leyh, Landesgeschäftsführerin der BARMER Berlin/Brandenburg, führt dies auf bestehende Rahmenbedingungen und Möglichkeiten sowie eine gute Führungskultur zurück: „Unsere Studie zeigt, dass Pflegerinnen und Pfleger, die angeben in einer wertschätzenden Umgebung zu arbeiten und persönliche Entwicklungschancen zu haben, zufriedener mit ihrer Arbeit sind und ein besseres Wohlbefinden haben.“ So geben 44,6 Prozent der Berliner Pflegekräfte an, regelmäßig Wertschätzung zu erfahren (Bundesdurchschnitt 23,8 Prozent). 42,4 Prozent der Berliner Pflegekräfte erhalten regelmäßig Feedback durch ihre Führungskraft (Bundesdurchschnitt 28,3 Prozent) und 40,2 Prozent der Berliner Befragten gaben an, ihre Führungskräfte würden für gute Entwicklungsmöglichkeiten sorgen (Bundesdurchschnitt 27 Prozent). Wer zur Arbeitszufriedenheit seiner Pflegekräfte beitragen möchte, sollte u. a. seine Führungskräfte im Sinne einer gesunden Führung schulen.
Zielgruppenspezifische Workshops für Führungskräfte und junge Pflegekräfte
Die BARMER hat spezifische Workshops für Führungs- und Pflegekräfte konzipiert. In diesen Workshops können sie sich mit unterschiedlichen Themen aus ihrer Arbeitspraxis beschäftigen, wie zum Beispiel mit Stressbewältigung, Zeitmanagement im Schichtdienst, Gewaltprävention oder gesunde Kommunikation. Neu im Portfolio sind Workshops zum Arbeiten und Führen in interkulturellen Teams. Mit ihrem Angebot „Gesunder Start Pflegeedition“ richtet sich die BARMER außerdem an Auszubildende in der Pflege. Ziel ist es, Auszubildende dabei zu unterstützten, eigene Lösungen für die Herausforderungen im Pflegealltag zu finden und von Beginn an auf ihre eigene Gesundheit zu achten. Denn, auch das ist ein Ergebnis der Studie, die Frustration ist bei jungen Pflegekräften am höchsten. 28 Prozent der Pflegekräfte unter 29 Jahren gaben an, in den zurückliegenden Monaten aufgrund von Stress und Druck häufiger an eine Kündigung gedacht zu haben. Angesichts des Arbeitskräftemangels und der demografischen Entwicklung muss einem derartigen Szenario aus Sicht der BARMER entgegengewirkt werden. Am niedrigsten war dieser Wert bei den 40- bis 49-Jährigen mit gut 18 Prozent.
App zur Stressbewältigung im Pflegekontext
Für Pflegekräfte aller Altersgruppen hinweg setzt die BARMER in der betrieblichen Gesundheitsförderung außerdem auf digitale Angebote. Die App7Mind@Work enthält Module, die speziell auf Beschäftigte in der Pflege ausgerichtet sind. Ziel ist es, Achtsamkeit und Resilienz im Arbeitsalltag zu steigern. Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der Universität Bern und der Universität Witten/Herdecke haben im Rahmen des Modellvorhabens „Stressprävention in der Pflege“ an der inhaltlichen Konzeption der App und der begleitenden Evaluation mitgearbeitet. Die positive Wirkung von Achtsamkeitstrainings auf Schlaf, Stresslevel, Gesundheit, Konzentration oder auch Mitgefühl und Dankbarkeit belegen zahlreiche Studien. An der Charité ist die App bereits im Einsatz.
Stimmungstiefpunkt nach der Corona-Pandemie überwunden
Noch einmal zurück zur Pflegestudie, denn sie enthält noch eine gute Nachricht: Zum Zeitpunkt der Befragung, im Sommer 2023, war das Wohlbefinden unter Pflegekräften allgemein so gut wie lange nicht. Ein Jahr zuvor – während der Corona bedingten Einschränkungen im Jahr 2022 – gaben nur 32,6 Prozent der Pflegekräfte an, mit ihrer Arbeit als Pflegekraft (sehr) zufrieden zu sein. Der nun gemessene Wert der Zufriedenheit von bundesweit 51,6 Prozent der Pflegekräfte liegt sogar über der Selbsteinschätzung von 49,5 Prozent aus der Zeit vor den Corona bedingten Einschränkungen. Die Mehrheit der Pflegerinnen und Pfleger fühlen sich gesünder. 64 Prozent gaben im Sommer 2023 an, einen (sehr) guten Gesundheitszustand zu haben. Im Jahr 2022 waren es 45,9 Prozent. Inwieweit es den Einrichtungen und Trägern nachhaltig gelingt, in die Gesundheit und Arbeitszufriedenheit ihrer Beschäftigten zu investieren, hängt nach Auffassung der BARMER auch davon ab, wie erfolgreich die längst überfälligen Strukturreformen u. a vom Land Berlin eingefordert und begleitet werden.
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