Die Mitglieder des Beirats der Kampagne #PflegeJetztBerlin haben am 22. Juni 2021 aktuelle Themen im Bereich Ausbildung, Arbeitsbedingungen und Leiharbeit mit der Pflegestaatssekretärin Barbara König diskutiert.
Diese berichtete aus der Arbeit des „Berliner Pakt für die Pflege“, welcher von der BKG unterstützt wird. Ziel des Paktes sei es, die Vergütung in der Kranken- und Altenpflege krisensicher zu gestalten, familienbewusste Arbeitsbedingungen, z. B. durch die Einführung eines betrieblichen Gesundheitsmanagements zu schaffen und langfristig die Ausbildungskapazitäten zu erhöhen.
Mit dem KOBRA-Projekt der Senatsverwaltung für Gesundheit, Pflege und Gleichstellung würden Unternehmen und Häuser kostenfreie Beratung zum familienbewussten Arbeiten erhalten, um verbesserte Bedingungen für Vereinbarkeit von Familie und Beruf sowie Sport und Ehrenamt zu schaffen.
Im Gespräch betonten die Beiratsmitglieder, dass Kampagnen auf Bundes- und Landesebene u. a. zur Ausbildung (beispielsweise „Mach Karriere als Mensch“) unterstützt und vor allem durch zahlreiche engagierte und innovative Projekte der Krankenhäuser und Pflegeeinrichtungen auf Ortsebene ergänzt werden. Die Ausbildungskapazitäten konnten so bereits mit Einführung der generalistischen Pflegeausbildung erhöht werden, die Anzahl der Bewerber/innen hat zugenommen. Auch das Ziel, mehr Lehrkräfte für die Gesundheitsberufe zu gewinnen und auszubilden, werde intensiv verfolgt. Zudem sollen mehr Anreize für Praxisanleiter/innen geschaffen werden.
Mit Blick auf die Qualität der Pflege sowie die Patientensicherheit wird der Einsatz von Zeitarbeitern im Pflegeberuf kritisch betrachtet. #PflegeJetztBerlin werde sich für eine prozentuale Begrenzung oder andere Maßnahmen zur Eindämmung der Zeitarbeit einsetzen. Es bleibt abzuwarten, mit welchem Engagement der „Berliner Pakt für die Pflege“ nach dem Ausscheiden des aktuellen Leitungspersonals der Gesundheits- und Pflegesenatsverwaltung möglicherweise fortgesetzt werden kann. „Die Kampagne #PflegeJetztBerlin wird unabhängig davon weiter intensiv an der Umsetzung des Masterplans arbeiten“, geben sich die Beiratsmitglieder überzeugt.
Die Entscheidungskompetenz von Pflegefachkräften für medizinische Behandlungen soll verantwortungsvoll gestärkt werden. Das Bundesinstitut für Berufsbildung hat im Rahmen des § 63 Abs. 3c SGB V standardisierte Module zum Erwerb erweiterter Kompetenzen zur Ausübung heilkundlicher Tätigkeiten veröffentlicht.
Das Modellvorhaben nach § 63 Abs. 3c SGB V sieht vor, die selbstständige Ausübung von Heilkunde auf Pflegefachpersonen zu übertragen. Das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend und das Bundesministerium für Gesundheit hat die von der Fachkommission nach § 53 Pflegeberufe-Reformgesetz (PflBG) entwickelten Module genehmigt. Die Fachkommission ist ein in § 53 PflBG neu verankertes Gremium aus pflegefachlich, pflegepädagogisch und pflegewissenschaftlich ausgewiesenen Expertinnen und Experten.
Die Module umfassen ein verpflichtendes Grundlagenmodul, mit dem die Teilnehmenden ein professionelles Berufs- und Rollenverständnis mit erweiterter heilkundlicher Verantwortung entwickeln sollen, und derzeit fünf Wahlmodule. Sie zielen auf den Erwerb von Kompetenzen für die erweiterte heilkundliche Verantwortung für Pflege- und Therapieprozesse für Menschen mit komplexen Pflege- und Therapiebedarfen.
Die Berliner Krankenhausgesellschaft und der Landespflegerat Berlin Brandenburg haben gemeinsam Fortschritte für das Vorhaben erreicht, die Wertschätzung des Pflegeberufs durch Übertragung von Verantwortung zu stärken. Nach dem gemeinsam entwickelten Projektplan werden Pflegefachkräfte im Rahmen der Modellprojekte als Verantwortungsperson auftreten, die die fachliche, wirtschaftliche und rechtliche Verantwortung für alle ihnen übertragenen Aufgaben übernehmen. Das Pilotprojekt soll im Bereich chronisches Wundmanagement zunächst mit ausgewählten Einrichtungen erprobt werden. Die Partner konkretisieren hierzu eine Projektbeschreibung und identifizieren Piloteinrichtungen.