Bereits 2019 haben die Charité - Universitätsmedizin Berlin und die Vivantes Netzwerk für Gesundheit GmbH begonnen, eine gemeinsame Infrastruktur zum digitalen Austausch strukturierter Behandlungsdaten zu etablieren. Diese ging in den letzten Jahren sukzessive in den Regelbetrieb. Über die gemeinsame Plattform können Mitarbeitende von Charité und Vivantes auf medizinisch relevante Patientendaten zugreifen, wie beispielsweise Laborwerte, Vitalzeichen und allgemeine Gesundheitsdaten. Dies erleichtert nicht nur die Arbeit, sondern verringert auch Fehler und verbessert die Behandlungsqualität. Dieses Konzept der digitalen Vernetzung wird nun weiter ausgebaut.
Ziel
Das Ziel ist es, möglichst viele Kliniken in Berlin in diese Vernetzung einzubeziehen und eine gemeinsame digitale Infrastruktur in der Gesundheitsregion aufzubauen, die allen Kliniken offensteht und auch auf Brandenburg ausgedehnt werden kann. Im März fand bereits ein Symposium unter der Schirmherrschaft der damaligen Senatsverwaltung für Wissenschaft, Gesundheit, Pflege und Gleichstellung (SenWGPG) und der Berliner Krankenhausgesellschaft e. V. (BKG) statt, bei dem konkrete Anwendungsfälle besprochen und technische sowie rechtliche Fragen geklärt wurden. Dabei wurde deutlich betont, dass es nicht nur um Technik geht, sondern vor allem um medizinische Prozesse und Versorgungsinnovationen.
Insgesamt beteiligen sich nun 15 Klinikunternehmen mit insgesamt 39 Klinika und Krankenhäusern an diesem plattformbasierten Datenaustausch, was mehr als vier Fünftel der Planbetten in der Stadt abdeckt.
Die optimale standortübergreifende Versorgung der Patienten steht dabei im Fokus. Durch den Austausch relevanter Informationen zu Vorerkrankungen, Vitaldaten und Medikation können Mehrfach-Untersuchungen und wiederholte Anamnesegespräche vermieden werden, was eine Erleichterung für die Patienten und eine Entlastung für das multiprofessionelle Team darstellt. Die Kooperationspartner setzen dabei auf Interoperabilitätsstandards und schaffen Kompatibilität, um auch andere Kliniken einzubinden.
Dazu erklärt die Senatorin für Wissenschaft, Gesundheit und Pflege Dr. Ina Czyborra: „Information ist ein Stoff, der sich vermehrt, wenn man ihn teilt. Das gilt für die Wissenschafts- und Gesundheitsstadt Berlin ganz besonders. Ich freue mich daher sehr, dass die Pionierarbeit von Charité und Vivantes nun von weiteren Krankenhausträgern genutzt wird. Der digitale Austausch von Patientendaten, der hier angestoßen wird, ist deutschlandweit wegweisend. Ich hoffe, dass sich in naher Zukunft noch mehr Kliniken anschließen und wir die digitale Vernetzung auch auf Brandenburg ausdehnen können.“ (Reisinger, 2023)
Ausblick
Allerdings gibt es noch technische Herausforderungen zu bewältigen. Die vorhandenen Krankenhausinformationssysteme (KIS) sind vielfältig und müssen miteinander kommunizieren und integriert werden. Die Komplexität und Heterogenität der KIS erfordert eine systematische Interoperabilität, die durch identische Profile und Standards gewährleistet werden muss. Um den Datenaustausch zu erleichtern, bedarf es einer schnellen Einführung von Standards sowie einer Verpflichtung der Hersteller für Datenimport- und -export-Standards.
Literatur:
Finlayson, Dagmar (2023): Health-IT Talk Berlin-Brandenburg: Charité und Vivantes bauen plattformbasierte Vernetzung auf Standards. In: Krankenhaus-IT. Ausgabe: 08.05.2023. Online verfügbar unter: https://www.krankenhaus-it.de/item.2480/health-it-talk-berlin-brandenburg-charite-und-vivantes-bauen-plattformbasierte-vernetzung-auf-standards.html
Reisinger, Kathrin (2023): Eine Frage des Vertrauens. In: Welt. Ausgabe: 05.06.2023. Online verfügbar unter: Die elektronische Patientenakte hat noch wenig Zuspruch - WELT
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