In der April-Ausgabe des #PflegeJetztBerlin Newsletters berichteten wir über das Ausbildungsbotschafter-Projekt, mit dem sich die Kampagne #PflegeJetztBerlin im Rahmen ihres 10-Punkte-Masterplans für das Thema Nachwuchsgewinnung in der Pflege stark macht. Im März 2024 schulte die Berliner Krankenhausgesellschaft die ersten acht #PflegeJetztBerlin-Ausbildungsbotschafter/-innen. Für Berlin ist das Konzept damit einmalig für die Pflege.
Die Idee kommt gut an, die ersten Schulen wurden bereits aufmerksam und bekundeten ihr Interesse. Am 24. Mai 2024 war es schon so weit – zwei Ausbildungsbotschafterinnen der DRK-Schwesternschaft hatten ihren ersten Einsatz in der Berthold-Otto-Gemeinschaftsschule Berlin-Lichterfelde, genaugenommen gleich zwei Einsätze nacheinander, denn für eine achte Klasse und zwei neunte Klassen stand an diesem Tag das Thema „Berufsorientierung und Berufswahl“ auf dem Stundenplan.
Die beiden Botschafterinnen aus dem zweiten Ausbildungsjahr waren bestens vorbereitet. Gleich zu Beginn verteilten sie eine Menge interessanter Gegenstände aus ihrem Pflegealltag im Klassenraum –wer würde wohl erraten, wofür man diese Dinge braucht? Dazu später mehr. Zunächst ein bisschen Theorie: Wie gestaltet sich die Ausbildung? Wieviel verdient man? In welchen Bereichen kann man später arbeiten? In einer ansprechenden Präsentation wurde das Vermitteln nützlicher Informationen ziemlich schnell zur lebhaften Verknüpfung mit praktischem Tun. Die Botschafterinnen regten die Schüler/-innen mit ihren Fragen zum Mitmachen an. Die Finger schnellten hoch, es wurde kurzerhand deutlich, dass so einige bereits durch Familienmitglieder Berührungspunkte mit dem Pflegeberuf hatten und auch, welche Infos für die Jugendlichen, die sich demnächst für ein Pflichtpraktikum bewerben müssen, besonders interessant zu sein schienen: Ist es auch möglich, ein Praktikum auf der Kinderstation zumachen? Sind die Prüfungen in der Ausbildung schwer? Wo bewerbe ich mich? Habe ich auch zu tun mit Ausscheidungen und dem Tod? Wieviel verdiene ich nach der Ausbildung? Dass die Botschafter/-innen mittlerweile eine Menge Erfahrungen gesammelt haben, vernahm man ihren Antworten und Reaktionen. Sie sind ganz nah dran am beruflichen Alltag in ihren Einsatzorten, aber auch an der Lebensrealität der Jugendlichen. Sie antworten ehrlich, unverblümt, aber dennoch voller Leidenschaft für ihren Ausbildungsberuf.
Geraschel an den Tischen – ach ja, die Gegenstände! Das Gegenständeraten machte einige der Aufgaben von Pflegefachfrauen und -männern erfahrbar und erlebbar. Drainagebeutel, Wundversorgungssets, Infusionsschläuche, Atemtrainer, Sauerstoffmaske, eine Patientenkurve, ein manuelles Blutdruckmessgerät und vieles mehr wanderte durch begeisterte Schüler/-innenhände. Das Highlight war das manuelle Blutdruckmessen nach alter Schule mit Blutdruckmanschette und Stethoskop am/an dem/der Mitschüler/-in. Klar, dass heute digitale Technik zum Einsatz kommt und auch kaum noch händisch dokumentiert wird. Dennoch, das Prinzip hinter dem manuellen Blutdruckmessen ist Teil der Ausbildung und mehr als spannend! "Das ist aber nicht alles!", betonten die Botschafterinnen. Pflege ist nicht nur das Erlernen von Fertigkeiten, sondern ein großer Fokus liegt während der Ausbildung auf Kommunikation, ethischem Handeln und dem "Lesen" von Veränderungen am Patienten/Bewohner (z. B. Hautzustand, Orientierung oder Anzeichen für Krisen). Der Aufenthalt in einem Krankenhaus sei für die meisten Menschen ein Ausnahmezustand.
Nahbar, authentisch und sehr sympathisch, das war der erste Einsatz der Botschafter/innen bei etwa 40 Jugendlichen an diesem Tag. Eine gute Bilanz! Denn unterm Strich äußerten sich mindestens eine Handvoll ernsthaft interessierter Schüler/-innen, die ihr Praktikum im Krankenhaus oder in einer Pflegeeinrichtung absolvieren wollen und fragten nach direkten Kontaktdaten für ihre Bewerbung.
Ein letztes Mal ging eine Hand nach oben. Aber auch mit dieser Frage war zu rechnen und sie machte deutlich, dass die geäußerte Befürchtung eng mit dem derzeitigen Image des Pflegeberufes verknüpft ist: „Stimmt es, dass man aufgrund des Personalmangels immer unterbesetzt arbeiten muss?“ Die Antwort der Botschafter/-innen kam von Herzen: „Wir Auszubildende müssen nie allein ohne Begleitung arbeiten, aber es stimmt, dass wir zu wenige Kollegen/-innen haben und wir mehr Nachwuchs für die Pflege brauchen. Deshalb sind wir heute hier, weil wir Euch einen kleinen Einblick in unsere Ausbildung zeigen und Euch mitgeben wollen, dass der Pflegeberuf ein sehr abwechslungsreicher, superwichtiger, sinnerfüllter Beruf mit sicherer Jobperspektive ist.“
Ansprechpartnerin:
Juliane Ghadjar, Kampagnenkoordinatorin #PflegeJetztBerlin
Mail: ghadjar@bkgev.de
Tel.: 030/330996 32
Text und Fotos: Juliane Ghadjar, Berliner Krankenhausgesellschaft e. V.