Interview: GAP-Coach im Gespräch über die Vereinbarkeit von Pflege, Familie und Beruf

Der Weg zu besseren Arbeitsbedingungen in der Langzeitpflege: GAP - Gute Arbeitsbedingungen in der Pflege zur Vereinbarkeit von Pflege, Familie und Beruf. Ein Projekt der Pflegebevollmächtigten der Bundesregierung
Andreas Kenk, GAP-Coach

Andreas Kenk, wohnhaft in Nordhessen, ist seit 2021 als Coach im GAP-Projekt tätig. Er ist selbständiger Organisationsentwickler, Coach und Trainer und hat langjährige Erfahrungen im ambulanten und stationären Pflegebereich. In einem Interview berichtet er von seinen bisherigen Beratungserfahrungen.

Was hat Sie am Projekt GAP begeistert?

Ich bin davon überzeugt, dass ich als GAP-Coach einen Beitrag zur positiven Entwicklung des Pflegebereichs leisten kann. Pflege ist ein systemrelevanter Bereich, welcher dringend attraktiver gestaltet werden muss. Neben Entlohnungsfragen gibt es viele weitere Aspekte, die im beruflichen Umfeld der Pflege verbessert werden können. Das GAP-Projekt bietet die Möglichkeit, diese Faktoren zu identifizieren und systematisch zu bearbeiten.

Können Sie ein konkretes Beispiel geben, was Sie in einem Coaching umgesetzt haben und wie dies zur Verbesserung der Arbeitsbedingungen beitragen kann?

Ich betreue zwölf Einrichtungen, sowohl im ambulanten als auch im stationären Bereich und eine im Tagespflegebereich. In den Einrichtungen habe ich bisher eine große Bandbreite an Themen behandelt. Ein konkretes Beispiel ist die Einführung von Mitarbeiterjahresgesprächen. Wir haben einen individuellen Leitfaden zur Vorbereitung, Durchführung und Dokumentation dieser Gespräche entwickelt. Die Erprobung und anschließende Auswertung haben gezeigt, dass sowohl die Mitarbeitenden als auch die Führungskräfte das Gespräch als bereichernd beim Auf- und Ausbau des gegenseitigen Verständnisses erachteten. Außerdem beurteilten die Befragten dieses Angebot als hilfreich bei der Entwicklung des Team- und Arbeitsklimas und empfanden es als große Unterstützung für die Etablierung guter Arbeitsbedingungen in der Einrichtung. Das war ein toller Erfolg.

Es gibt in jedem Projekt Hürden oder Herausforderungen. Welche Herausforderung ist Ihnen begegnet und wie sind Sie damit umgegangen?

In den Einrichtungen gibt es teilweise hohe Krankenstände. Um damit umzugehen, hat sich ein flexibler Umgang mit bereits terminierten Workshops vor Ort bewährt; teilweise haben wir auch Online-Workshops durchgeführt, um räumlich und zeitlich flexibler zu werden. Es gibt in den Einrichtungen auch Skeptiker, die die Benefits des GAP-Projekts nicht direkt erkennen können. Mit den Projektteams in den Einrichtungen haben wir gezielt Mitarbeiterversammlungen organisiert und an Teambesprechungen in Wohnbereichen teilgenommen, um direkt auf Fragen und Vorbehalte eingehen zu können. Das hat sehr gut funktioniert.

Was sind nach Ihrer Erfahrung die wichtigsten Faktoren für eine erfolgreiche Projektumsetzung in den Einrichtungen?

Ganz wichtig sind die Mitarbeitenden in den Einrichtungen, die die Chance erkennen, für sich und die eigenen Arbeitsbedingungen etwas Positives bewirken zu können, was nicht als selbstverständlich vorausgesetzt werden kann. Auch eine selbstkritische Reflexion bisheriger Prozesse und Abläufe sowie Flexibilität und Geduld bei der Umsetzung von Projektmaßnahmen und weiteren Projektschritten sind ganz wichtig.

Würden Sie Einrichtungen eine Projektteilnahme empfehlen?

Das kann ich klar mit „Ja“ beantworten.

Weitere Informationen: www.gap-pflege.de

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