Seit Januar 2020 wohnt LIO, unser Pflegeassistenzroboter von F&P robotics, im Rahmendes Interreg-Projekts „Pflegeunterstützende Robotik“ (PUR) bei uns im Pflegeheim.
Am Projekt beteiligt waren die Fachhochschule Vorarlberg, die Universität Konstanz, das Altenzentrum Emmersberg (Schaffhausen) und die Caritas Konstanz. Das Projekt ist der Frage nachgegangen: (Wie) können Pflegeassistenz-Roboter unsere Pflegekräfte im Alltag unterstützen? Hierzu wurden Anforderungen unsererseits definiert und im Laufe des Projekts umgesetzt und angepasst. LIO deckt mit seinen Funktionen zwei Bereiche ab. Die pflegeassistierenden Aufgaben und die Unterhaltungsfunktionen.
Zu den Unterhaltungsfunktionen gehören u. a. Geschichten erzählen, das Wetter vorhersagen, Spiele spielen und zusammen mit den Bewohnern Sportübungen ausüben. Per direkter Ansprache der Bewohner soll LIO die Aufmerksamkeit der Bewohner gewinnen und sie zur Unterhaltung animieren.
Zu den pflegeassistierenden Unterstützungsfunktionen gehört aktuell die Desinfektion der Türklinken. Dazu fährt LIO nachts auf dem Wohnbereich von Tür zu Tür und desinfiziert diese mit Hilfe einer UVC Lampe, die ihm vom Pflegepersonal montiert wird. Diese Funktion wurde aufGrund der Corona-Pandemie entwickelt. Zum Desinfizieren muss LIO einen eigens für diesen Zweck angebrachten Code an der jeweiligen Tür scannen, um die Türklinkenposition zu berechnen. Mit Hilfe von UVC-Strahlung desinfiziert er dann die Türen.
Zukünftig soll LIO zusätzlich als Nachtwächter fungieren. Dazu wird LIO Bewohner, die sich nachts auf den Gängen befinden, erkennen, ansprechen und sie zur Rückkehr in ihr Zimmer auffordern und gleichzeitig, über eine Schnittstelle zum Schwesternrufsystem, eine SMS an das Nachtdienstpersonal senden und den Vorfall melden.
Das Projekt endete im Dezember 2021. LIO wird auch weiterhin bei uns in der Pflegeeinrichtung tätig sein und in Zusammenarbeit mit F&P robotics weiterentwickelt werden. Ziel ist es, einen Pflegeassistenzroboter zu entwickeln, der autonom funktioniert und somit keine Hilfe durch Pflege oder Betreuungskräfte benötigt. Er soll Aufgaben übernehmen, die mit der Pflege direkt nichts zu tun haben, die das Pflegefachpersonal aber täglich durchführen muss. Beispielsweise Transportfunktionen um Essenswägen oder Geschirrwägen von einem Ort zum nächsten zu transportieren, Bewohnern als Begleiter dienen und mit Ihnen Gespräche über deren Vorlieben führen.
Im Laufe des Projektes sind wir auf einige Hürden gestoßen. Z. B. haben wir die Erfahrung gemacht, dass Bewohner ausschließlich über Sprache mit dem Roboter kommunizieren. Sie behandeln ihn teilweise wie einen Menschen. Sie sprechen ihn an und versuchen einen Smalltalk zu halten. Wenn der Roboter aber nicht auf Sprache reagiert, dann kann leider auch keine Kommunikation stattfinden.
Des Weiteren haben wir beobachtete, dass auch das Pflegepersonal mit dem Roboter umgeht, als würde er jedes gesprochene Wort verstehen. Wenn er beispielsweise im Weg steht, wird er angesprochen und man kommuniziert mit ihm, als wäre er ein Mensch. Man benutzt Alltagssprache. Im Falle von LIO ist es so, dass er Schlagwörter hinterlegt hat, die er aus dem gesprochenen Satz herausfiltert. Er kann aber aktuell noch keine ganzen Sätze im Zusammenhang verstehen und entsprechend darauf reagieren. Wenn ein Roboter erst durch nonverbale Kommunikation, wie z. B. dem Drücken des Kopfes oder eines Knopfes „aktiv“ wird, wird er leider seltener verwendet, da es nicht intuitiv ist.
Für uns ist klar, dass ein Roboter kein Menschenersatz ist. Er soll auch nicht als solcher von Mitarbeitern oder Bewohnern gesehen werden. Daher hatten wir uns auch für LIO entschieden. Man sieht den Unterschied zwischen Mensch und Maschine. Die meisten Bewohner haben LIO sofort akzeptiert und er gehört mittlerweile schon zum Inventar. Es gibt nur vereinzelte Bewohner, die sich durch ihn gestört fühlen.
Aufklärungsarbeit ist ein wichtiger Bestandteil, wenn man sich dafür entscheidet, Robotik in der Pflege einzusetzen. Die wichtigste Erkenntnis, die wir gewonnen haben, ist, dass der eingesetzte Roboter so autonom wie nur möglich und vor allem alltagstauglich und anwenderfreundlich arbeiten muss. Die Technik muss einfach und vor allem intuitiv sein. Ist sie das nicht, wird man Schwierigkeiten haben, sie in den Pflegealltag zu integrieren.
Artikel und Bildrechte:
Altenpflegeheim St. Marienhaus, Wallgutstr. 11, 78462 Konstanz