Die Arbeit in der Psychiatrie ist ein sensibles Umfeld, in dem Patient*innen und Mitarbeitende häufig mit komplexen Situationen konfrontiert sind. In diesem sensiblen Arbeitsumfeld besteht auch das Risiko, dass Aggressionen und Gewalt auftreten. Dabei steht heute der Anspruch psychisch erkrankter Menschen auf eine menschenwürdige und sichere Versorgung ebenso im Fokus, wie die Sicherheit der Beschäftigten (DGPPN, 2018, S. 21). Dementsprechend stellt der Umgang mit aggressivem Verhalten und die Verhinderung von Gewalt und Zwang heutzutage einen zentralen Aspekt der Behandlungsqualität dar (ebd.).
Die Führungskräfte der psychiatrischen Klinik im Vivantes Klinikum Neukölln haben es sich zur Aufgabe gemacht, Mitarbeitende aktiv zu unterstützen und umfassende Maßnahmen zur Prävention und Nachsorge nach erlebten Extremsituation zu etablieren. Diese gezielten Ansätze fördern eine sichere und wertschätzende Arbeitsumgebung für alle Beteiligten.
Prävention durch ein starkes Deeskalationsmanagement
Um Gewalt am Arbeitsplatz vorzubeugen und Risiken zu minimieren, setzen alle Beteiligte im Vivantes Klinikum Neukölln auf ein strukturiertes Deeskalationsmanagement, das folgende Interventionen umfasst:
Regelmäßige Treffen der Deeskalationstrainer*innen:
Ein Netzwerk aus geschulten Deeskalationstrainer*innen kommt regelmäßig zusammen, um Erfahrungen auszutauschen, präventive Deeskalationsmaßnahmen zu entwickeln, innovative Strategien zu erarbeiten und Schulungsinhalte evidenzbasiert sowie an die aktuellen Bedürfnisse anzupassen. Dabei werden die Bedürfnisse systematisch erhoben, um die Deeskalation nachhaltig und zielgerichtet zu stärken. Diese Treffen fördern den gezielten Wissenstransfer und tragen aktiv zur Weiterentwicklung der Deeskalationskultur in der gesamten Klinik bei.
Jährliche Deeskalationsbasisschulungen:
Alle Mitarbeitenden durchlaufen eine Basisschulung, um Deeskalationstechniken zu erlernen, präventive Maßnahmen anzuwenden und Sicherheit im Umgang mit herausforderndem Verhalten zu gewinnen. Ein besonderer Fokus liegt dabei auf der kommunikativen Deeskalation, die praxisnahe Strategien vermittelt, um Konflikte frühzeitig zu erkennen und effektiv zu entschärfen.
14-tägige Refresherkurse:
Regelmäßige Auffrischungskurse sorgen dafür, dass die gelernten Deeskalationstechniken im Praxisalltag präsent bleiben. Diese kompakten, praxisorientierten Einheiten helfen den Mitarbeitenden, ihre Kompetenzen kontinuierlich zu festigen und auszubauen.
Mitarbeiter*innensprechstunde nach einer erlebten Extremsituation:
Nach belastenden Ereignissen oder erlebter Gewalt, steht den Betroffenen eine Mitarbeitersprechstunde zur Verfügung. Diese bietet Raum für Reflexion, psychologische Unterstützung und die gemeinsame Aufarbeitung der Situation. Ziel ist die Entlastung der Mitarbeitenden und deren Unterstützung der Verarbeitung des Erlebten.
Ein sicherer Arbeitsplatz ist Teamarbeit
Diese Maßnahmenverdeutlichen, dass Gewaltprävention ein kontinuierlicher Prozess ist, der nur durch das Zusammenspiel von Schulung, Kommunikation und Unterstützung erfolgreich sein kann. Das Engagement im Vivantes Klinikum Neukölln schafft eine Kultur des Vertrauens, in der Sicherheit und Wertschätzung im Mittelpunkt stehen – sowohl für Patient*innen als auch für Mitarbeitende. Eine gewaltfreie Arbeitskultur beginnt mit einer klaren und präventiven Haltung: Gewalt hat keinen Platz und wird aktiv durch Respekt, Wertschätzung und konstruktive Kommunikation verhindert.
Das bedeutet, dass Führungskräfte und Teams gleichermaßen Verantwortung übernehmen, sich gegenseitig stärken und aktiv an einer respektvollen Arbeitsatmosphäre arbeiten, die ein unterstützendes Umfeld für Patient*innen und Mitarbeitende schafft und deren Sicherheit nachhaltig fördert.
Autor und Ansprechperson:
Andreas Seist, Bereichspflegeleitung, Vivantes Klinikum Neukölln, E-Mail: andreas.seist@vivantes.de
Artikel- und Bildrechte:
Vivantes - Netzwerk für Gesundheit GmbH, Klinikum Neukölln, Rudower Straße 48, 12351 Berlin