Gute Beispiele - gute Pflege: ukb

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Von der Aufnahme bis zur Entlassung digital – ja, das kann gut funktionieren!

Pflegekräfte entlasten, Dokumentation vereinfachen, mehr Zeit für die Patienten haben – das alles und noch viel mehr soll die Digitalisierung der Pflege leisten. Viele Kliniken haben sich das Thema auf ihre Fahnen geschrieben, doch in der Realität endet die elektronische Datenverarbeitung ganz oft noch spätestens an der Fieberkurve-Kladde, in der von Hand alle Informationen eingetragen werden müssen. Dass es auch anders geht, zeigt das Unfallkrankenhaus Berlin (ukb): Hier wurde die Digitalisierung erfolgreich umgesetzt: von der Aufnahme in der Rettungsstelle bis zur Entlassung – und darüber hinhaus.

Gerade in der Rettungsstelle ist es entscheidend, lebenswichtige Daten schnell und sicher zu erfassen und diese während des gesamten weiteren Behandlungsprozesses allen Berechtigten zur Verfügung zu stellen. Dazu gehört natürlich auch die Dokumentation der Vitalwerte. Im ukb erfolgt das per mobilem elektronischem Vitalzeichenmonitoring: Die Messung aller Daten erfolgt über nur ein Endgerät. Es misst die Werte selbstständig, die erfassten Daten werden dann automatisiert in die hierfür vorgesehenen Felder der elektronischen Patientenakte eingelesen. Vorteile: es geht schneller, Übertragungsfehler wie bei der manuellen Eingabe fallen weg. Und das erhöht die Patientensicherheit – eine perfekte win-win-Situation.

Nach Aufnahme in der Station wird unter anderem die Eigenmedikation des Patienten erfasst. Oft weicht sie, gerade was Wirkstoffe, Dosierung oder Darreichung betrifft, von den Klinik-Präparaten ab. Da hilft dann oft nur der Griff zur „Roten Liste“. Blättern, vergleichen, abwägen – das dauert. Allerdings nicht, wenn das wie im Unfallkrankenhaus Berlin mit Software-Unterstützung abläuft. In Echtzeit. Der Ärztliche Dienst muss den Vorschlag, den das Programm erstellt, dann nur noch prüfen und freigeben.

Pflegeplanung und -dokumentation

Gute, strukturierte Pflege erfordert eine gute, strukturierte Pflegeplanung und -dokumentation. Das kostet immer Zeit, der Aufwand kann aber durch Digitalisierung erheblich reduziert werden. Dazu zählen Klick-Menüs und Stapel-Verarbeitung in der Pflegeplanung oder die Erfassung mehrerer Tätigkeiten mit einer Aktion als „durchgeführt“ in der Maßnahmendokumentation. Nebeneffekt: in der ebenfalls elektronisch vorhandenen interdisziplinären Verlaufsdokumentation müssen beispielsweise nicht mehr jede Tätigkeit aus der Pflegeplanung, aber auch Ausfuhrmengen, Vitalzeichendokumentation etc. zeitaufwändig verschriftlicht werden.  

Wunddokumentation und elektronische Fieberkurve

Auch bei der Wunddokumentation können digitale Anwendungen viele Arbeitsschritte erleichtern. Im ukb werden umfängliche schriftliche analoge oder digitale Wundbeschreibungen durch den Einsatz einer App in Verbindung mit einem Tablet zu einem Großteil durch Fotodokumentation ersetzt. So wird ein mehrfaches zeitaufwändiges schriftliches Dokumentieren deutlich reduziert, und die Bilder sind via WLAN in Echtzeit in der elektronischen Patientenakte vorhanden.

Große Vorteile bietet auch die elektronische Fieberkurve: Es müssen keine Daten wie etwa OP-Tage, Kostformen, Vitalwerte oder Medikation nach 7 Tagen manuell auf das nächste Kurvenblatt übertragen werden. Durch die IT-gestützte Dokumentation entfällt dieser Übertragungsaufwand komplett. Auch hier werden so Übertragungsfehler, wie sie etwa bei der Medikation vorkommen können, vermieden.

Digitalen Patientenakte

Bei der täglichen Visite werden im ukb diagnostische oder therapeutische ärztliche Verordnungen (Labor, EKG, Röntgen, Physiotherapie etc.) sofort in der mobilen digitalen Patientenakte des KIS-Systems elektronisch erfasst und auch freigegeben. Einerseits schlagen hierdurch die Anforderungen in Echtzeit bei den Leistungserbringern auf, andererseits entfällt die aufwändige Visitenausarbeitung. Auf die digitale Akte kann zudem zeitgleich von mehreren Akteuren zugegriffen werden – vom Ärztlichen Dienst bis zum Therapeuten. Die Frage „Wer hat die Akte?“ hat ausgedient! Ebenfalls an das ukb-KIS ist die Software für unseren hausinternen Transportdienst angebunden. Transporte etwa zum OP oder in die Radiologie werden elektronisch stations-, zimmer- und patientenbezogen beauftragt. Die Mitarbeiter erhalten ihre Aufträge inklusive wichtiger Hinweise (z.B. Transportart, Infektionsstatus etc.) per Smartphone.

Entlassung

Selbst bei der Entlassung hilft Digitalisierung, insbesondere, wenn bei Patientinnen und Patienten poststationärer Unterstützungsbedarf (Rehabilitation, Ambulante Pflege, Stationäre Pflege, Haushaltshilfe) besteht. Für die Anschlussbehandlung können per digitalisierten Plattform Patientenprofile mit Angaben zu beispielsweise Wohnortnähe oder Unterstützungsbedarf einstellen werden, auf welche viele potenzielle Einrichtungen gleichzeitig zugreifen können. Die Rückmeldungen über Möglichkeiten der Weiterversorgung durch die Nachversorger erfolgt im ersten Schritt ebenfalls digital.

Und wenn ein Patient erneut im Unfallkrankenhaus behandelt wird, muss die Patientenakte nicht aus dem Archiv angefordert werden. In der digitalen Akte stehen alle Informationen aus früheren Aufenthalten sofort online zur Verfügung. Das gilt auch für die elektronische Medikationserfassung.

So viele digitale Anwendungen, so viele unterschiedliche Software-Programme – bedeutet das auch so viele unterschiedliche Anmelde-Prozeduren mit Namen und – aus Sicherheitsgründen möglichst unterschiedlichen – Passwörtern? Zum Glück nicht! Denn es gibt ja Single Sign On: ein vereinfachtes Anmeldeverfahren, bei dem das Einloggen mittels Karten-Chip erfolgt.

Von der Aufnahme bis zur Entlassung digital – ja, das kann gut funktionieren, das Unfallkrankenhaus Berlin beweist es. Und was neben Zeitersparnis und höherer Patientensicherheit mindestens genauso wichtig ist: eine höhere Arbeitszufriedenheit der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in der Pflege. Sie haben endlich wieder mehr Zeit, das zu tun, weshalb sie diesen Beruf einst wählten: kranke Menschen pflegen!

Kontakt: Sven Fritzsche, sven.fritzsche@ukb.de, Tel.: 030 / 56 81 20 01