Botschafter/-in der Pflege

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Juliane
Ghadjar
Alter:
41
Krankenhaus/Pflegeeinrichtung:
Bis 2012 am Kantonsspital Olten (CH)
Funktion:
Damals: Dipl. Pflegefachfrau Intensivpflege und Reanimation; Heute: Kampagnenkoordinatorin #PflegeJetztBerlin

Warum sind Sie Pflegekraft mit Leib und Seele?

Auch wenn ich nicht mehr aktiv in der Pflege arbeite, bin ich im Herzen noch immer Pflegekraft mit Leib und Seele. Ich ertappe mich immer wieder dabei, wie ich anfange zu strahlen und begeistert erzähle, wenn meine Kinder mich fragen, wie es ist, Krankenschwester zu sein. Für mich tatsächlich mehr als nur ein Job! Man braucht einen ständigen Rundumblick, ein Gespür und ganz feine Antennen für Zwischenmenschliches (Patienten, Angehörige, Ärzte und das Team). Man muss oft superschnell reagieren und priorisieren können, was mit zunehmender Fachkompetenz und Erfahrung immer mehr Professionalität und Expertise ermöglicht. Den Überblick über so viele Patienten/Bewohner und Abläufe (Untersuchungen, ständiges Telefonklingeln, Visiten, Medikamentengaben, Angehörigengespräche, Anleitung der Auszubildenden u.v.m) zu behalten, ist eine echte Leistung. Und es ist eine riesen Belohnung, so dankbare Patientengesichter zu sehen, auch wenn´s manchmal hart ist und man auch schwere Momente teilt. Ich habe auch nie wieder irgendwo so einen besonderen Teamzusammenhalt erfahren dürfen, wie in der Pflege - das ist unbeschreiblich. Neben der Tatsache, dass Pflege eine ernsthafte Angelegenheit ist, bringt diese Arbeit wirklich Erfüllung und Freude!

Was stimmt Sie am meisten besorgt?

Es stimmt mich besorgt, dass Pflege in Deutschland ein so negatives Image hat und dass der Nachwuchs fehlt. Dass sich die Pflege (und auch die ärztliche Versorgung) in einem Rahmen geprägt von Wirtschaftlichkeit, Effizienz und Wettbewerb einzuordnen hat, finde ich ebenfalls eine bedenkliche Entwicklung.

Was würden Sie für die Pflege ändern, wenn Sie könnten?

Ich würde unbedingt ändern, dass es jeder Pflegekraft in sich ändernden Lebenslagen immer noch möglich ist, in ihrem Pflegeberuf zu arbeiten und niemand aussteigen muss oder in Schwierigkeiten der Vereinbarkeit kommt, weil man kleine Kinder hat, alleinerziehend ist, nebenbei studieren möchte oder sich um pflegebedürftige Angehörige kümmert.

Was sind Ihre drei wichtigsten Botschaften an die Politik?

  • Möglichkeiten schaffen, in der Praxis nach den Grundsätzen der Pflegeprozessorientierung/Bezugspflege zu pflegen (Skill- and Grademix und Akademisierung fördern durch (Re-)finanzierung und Personalausstattung)
  • Ausbildung fördern (Berufsorientierung stärken! Lehrkräftemangel angehen!) Quereinstieg und Anerkennungsverfahren vereinfachen/beschleunigen (personelle Ausstattung in der öffentlichen Verwaltung verbessern)
  • Innovativen Kampagnen und Projekten, wie #PflegeJetztBerlin Aufmerksamkeit schenken und diese Ansätze fördern und unterstützen