Aus Vietnam nach Berlin – Interview mit einer Intensivpflegekraft
Nach ihrer Pflegeausbildung bei Vivantes hat die Vietnamesin Thao Nguyen auf der Intensivstation im Vivantes Klinikum im Friedrichshain ihre erste Stelle angetreten und arbeitet dort nun seit einem Jahr. Bald wird sie die Weiterbildung zur Praxisanleiterin absolvieren, um künftig junge Menschen in der Pflege auszubilden.
Um Fachkräfte zu gewinnen, bildet Vivantes seit 2019 Auszubildende aus Vietnam als Gesundheits- und Krankenpflege*innen bzw. als Pflegefachfrauen und Pflegefachmänner aus. Thao Nguyen ist eine von ihnen und berichtet von ihren Erfahrungen, ihrem Arbeitsalltag und ihren Zukunftsplänen.
Nach der Ausbildung bei Vivantes arbeiten Sie nun schon seit Oktober 2021 im Vivantes Klinikum im Friedrichshain. Wie gefällt es Ihnen?
Thao Nguyen: Ja, seit einem Jahr arbeite ich auf einer Intensivstation. Wenn ich über dieses Jahr nachdenke, habe ich gemischte Emotionen. Am Anfang was alles schwer für mich und es gab sogar einen Moment, in dem ich mich gefragt habe: sollte ich wirklich aufgeben? Ein paar enge Kollegen, denen ich meine Unsicherheit mitteilen konnte und Gespräche mit unseren Pflegeleitungen im Haus, die jeden Monat für neue Mitarbeiter*innen stattfinden, haben mir gut geholfen. Glücklicherweise habe ich dann auch ganz viele positive Feedbacks von den Leitungen und meinen Kolleg*innen bekommen. Ich gebe mir immer viel Mühe bei meiner Arbeit und beim Lernen. Jetzt bin ich Schritt für Schritt sicherer auf der Arbeit geworden.
Wie sieht Ihr Arbeitsalltag aus? Was sind Ihre täglichen Aufgaben?
Thao Nguyen: Der Arbeitsalltag auf der ITS sieht ziemlich anders aus als auf peripheren Stationen. Ich habe normalerweise zwei bis drei Patient*innen im Dienst. Nach der Übergabe bereite ich Medikamente vor. Dann kommt die Visite, anschließend mache ich Blutanalysen und führe kurze Gespräche mit zuständigen Ärzt*innen über die Behandlung meiner Patient*innen. Dann kommt eine sorgfältige Körperpflege und eine gründliche Hautpflege mit Rückeneinreibung oder -massage. Das gefällt meinen Patient*innen meistens am besten. Und wenn meine Patient*innen zufrieden sind, bin ich natürlich auch sehr glücklich.
Zu meinen Aufgaben gehören auch Wundmanagement, Assistieren den bei ZVK-, Arteriellen Katheter-, Shaldonkatheter-, Thoraxdrainge-Anlagen, Notfall-Reanimation und das Bedienen des Beatmungsgeräts. Das Beatmungsgerät war am Anfang nicht leicht zu verstehen, aber ich konnte nachfragen und nun klappt es gut.
Fühlen Sie sich gut bei den Kolleg*innen im Team aufgenommen?
Thao Nguyen: Ich habe auch ein wirklich sehr tolles Team mit vielen lieben Menschen, nicht nur aus der Pflege, sondern auch Ärzt*innen. Deshalb kann ich sagen, dass mir meine Arbeit dort sehr gut gefällt und ich fühle mich bei den Kolleg*innen im Team gut aufgenommen.
Hat die Ausbildung Sie gut auf die Arbeit in der Pflege vorbereitet?
Thao Nguyen: Die Ausbildung hat mich schon sehr gut auf die Arbeit in der Pflege vorbereitet, weil ich schon in der Ausbildung auf einer ITS und Rettungsstelle eingesetzt wurde. Dort habe ich ganz viel gelernt, obwohl es sehr anstrengend war. Außerdem muss ich mein tolles Pflegesstudium und die zweijährige Berufserfahrung in zwei Krankenhäusern in Vietnam erwähnen, auch das hat mich gut vorbereitet.
Was ist in einem deutschen Krankenhaus anders als in einem Krankenhaus in Vietnam?
Thao Nguyen: Es gibt viele Unterschiede zwischen deutschen Krankenhäusern und vietnamesischen Krankenhäusern. Da sind zum Beispiel andere Materialien und Geräte. Aber auch die Arbeitsbedingungen sind anders. Man arbeitet in Vietnam eher 12 bis 24 Stunden, hier dauert eine Schicht acht Stunden. Es gibt auch nur 12 Urlaubstage im Jahr und auch die Elternzeit ist kürzer in Vietnam.
In meinem Heimatland kann die Pflege wegen Personalmangel und Zeitdruck manchmal auch keine Grundpflege machen und sich um Essen oder Trinken kümmern - jedoch ist es nicht überall so, denn in privaten Krankenhäusern ist es sogar oft besser als in vielen Krankenhäusern in Deutschland. Außerdem gehören in Vietnam Blutentnahmen und das Legen der periphere Venenverweilkatheter in Vietnam zu den Aufgaben der Pflege. Auf Intensivstationen in Vietnam dürfen Pflege auch mehr übernehmen wie die Anlage der Arterieller Katheter oder Picc-Line. Ich persönlich habe auch das schon malerfolgreich gemacht.
Wollen Sie in Berlin bleiben und weiter in der Pflege arbeiten?
Thao Nguyen: In meiner nahen Zukunft möchte ich in Berlin bleiben, mit meinen lieben vietnamesischen Freunden. Ich möchte weiter bei Vivantes in der Pflege arbeiten. Ich wurde auch von meiner Stationsleitung für eine Praxisanleiter-Weiterbildung ausgewählt. Das habe ich mir immer gewünscht.
Sie werden sich also zur Praxisanleiterin weiterbilden und dann selbst andere Menschen ausbilden?
Thao Nguyen: Ja, im März 2023 nach meiner Reise nach Vietnam fange ich damit an. Ich freue mich sehr darauf, weil ich Azubis meine Station sehr gern erkläre und sie anleite, besonders, wenn sie ehrgeizig sind. Um die Weiterbildung so gut wie möglich zu machen, lerne ich zu Hause viel Deutsch und erweitere meine Fachkenntnisse. Ich gebe mir unendliche Mühe, meine Karriere in Deutschland weiterhin zu entwickeln. Damit kann ich eventuell auch andere vietnamesische Pflegeauszubildende hier unterstützen. Wir sind eine Familie in Deutschland.
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Thao Nguyen hat im Herbst 2021, kurz nach ihrer Ausbildung, schon einmal von ihren Erlebnissen berichtet:
https://www.vivantes.de/blog/das-ist-vivantes/ausbildung-in-der-pflege-von-hanoi-nach-friedrichshain
Und auch im Oktober-Newsletter 2021 von #PflegeJetztBerlin haben wir von Thao Nguyen und ihrem Abschluss ihrer Pflegeausbildung in Deutschland berichtet. Mittlerweile hat sie sehr viele Erfahrungen gesammelt und beginnt demnächst ihre Ausbildung zur Praxisanleiterin. Eine bemerkenswerte Entwicklung! Gratulation!
Ansprechpartnerin:
Astrid Steuber, Pressereferentin
Vivantes Netzwerk für Gesundheit GmbH
Bildrechte: Privateigentum von Thao Nguyen
Artikelrechte: Vivantes - Netzwerk für Gesundheit GmbH, Aroser Allee 72-76, 13407 Berlin